Tbilisi 2023

"Gemeinsam nachhaltig leben" Kultureller Austausch Hamburg / St. Petersburg / Tbilisi / Marseille

Tbilisi Reise 6.11.2023 - 12.11.2023

Ich hatte dieses Jahr die Ehre, von Regine Eickhoff-Jung zur Freundschaftsgruppe des Dtsch.-Russischen Freundschaftsvereins e.V. eingeladen zu werden. Sie ist die Vorsitzende und versicherte mir direkt, der Verein unterstütze in keinster Weise aktuelle Geschehnisse in Russland, sondern möchte vielmehr den kulturellen Austausch von Zivilgesellschaft und nachhaltigen Projekten fördern.
Im September kamen Delegationen aus Marseille, St Petersburg und Tiflis (Tbilisi) nach Hamburg, und erfuhren in einem sehr diversen Programm von unterschiedlichsten Projekten in Hamburg. An einem Samstag durfte ich die Gruppe in der HALL4CRCLRTY empfangen und ihnen von unserer Arbeit berichten.
Wir hatten einen bunten Vormittag im Lab mit Live Siebdruck und einige interessante Gespräche.
Ich konnte dem Programm in Hamburg teilweise beiwohnen und bekam am Sonntag einen Einblick in das erste vegane ZERO WASTE Cafe "In Guter Gesellschaft" , Sternstrasse 25, HH: sehr zu empfehlen!
Weiterhin waren u.a. Stops bei recycle.hero auf der Agenda, und dem Kultur Energie Bunker, sowie in der Recycling Werkstatt des Insel e.V.
Während ich die Reise nach Marseille im Anschluss nicht mit angetreten habe aus Kapazitätsmangel, hatte ich Anfang November die Chance, Tiflis zu entdecken.

Unsere Gastgeberinnen Mari und Tatiana von Parki ar Minda ( https://eco-taxi.ge/ ) - einem Recycling Unternehmen, das sich in Tiflis für die Sammlung und Sortierung von Wertstoffen einsetzt - haben ein fantastisches Programm geplant, so dass wir innerhalb der kurzen Zeit einen sehr breiten Einblick in die Eco Szene vor Ort, sowie Sehenswürdigkeiten erhielten.
Wir hatten sehr landestypische leckere Mittagessen und Dinner, die Zeit für informellen Austausch untereinander boten. 
Bemerkenswert waren der ZERO EFFECT SPACE, ein Laden, aber auch Ort für Workshops und lokale Fertigung, sowie das Urban gardening & ecosystem conservation project. von Data, in der dreckigsten Stadt Europas (fast EU), Rustavi. Zudem unbedingt zu erwähnen ist die Mikrofabrik Tene in den Bergen außerhalb, ein Social Business, wo Internally Displaced People Arbeit finden und leben können, und aus recycletem Plastik USB Kabel herstellen.

Während ich unglaublich viel gelernt habe, habe ich mich auch in die Stadt, die Gegend umher, verliebt!

Selbstverständlich habe ich das Treiben auch mit den Augen der Modedesignerin betrachtet, und Menschen beobachtet, den Zeitgeist versucht zu verstehen. Die Menschen dort haben einen ganz speziellen Sinn für Poesie und Schönheit, was sich in der Architektur und den Mustern des Stadtbildes wiederspiegelt. Das gepaart mit der ziemlich belastenden soziopolitischen Situation ergibt eine Tiefe, die in allen Augen zu sehen ist. Auffällig ist auch die Offenheit, mit denen die Menschen uns begegnet sind, und deren Lässigkeit generell.
Cafes mit Klavieren draussen, Blumenstände, Antikmärkte, eine nicht übersehbare Schere zwischen Armut und Reichtum, prägen das Stadtbild.

Sehr beeindruckend war die starke Subkultur, in die wir am Mittwoch tiefer eintauchen durften. Wir haben Choko vom Vintage Shop Vintylator kennengelernt, und waren anschließend in der Fabrika, einem großen Komplex unterschiedlichster Läden, Kneipen und Projekte zum Textilupcycling Workshop, einem Green Dating Event um unsere Projekte zu pitchen und anschließendem Dinner. Choko ist, wie ich in Erfahrung brachte, an einem Projekt von GiG Global Innovation Gathering beteiligt, und wird im kommenden Jahr zu Besuch nach Deutschland kommen. (Zufällig bin ich Mitglied im Gig und habe mich besonders gefreut.)


Zum Abschluss der Woche haben wir uns alle am Samstag in einem an sich wunderschönen Park an die Arbeit gemacht und ihn vom Müll befreit. Die Sammelaktion war sehr bedrückend, wenn auch schußendlich eine Bereicherung. Es kamen superviele Leute zusammen und gemeinsam konnten wir einiges schaffen. Es hat aber gezeigt, dass das Thema Umweltschutz in Georgien keinen hohen Stellenwert hat,  aller Wahrscheinlichkeit nach ist das auch auf die Priorisierung durch die Regierung zurückzuführen, und die schwierige politische Lage. Junge Menschen haben wegen des orthodoxen Hintergrundes kaum eine andere Versammlungmöglichkeit und hinterlassen recht gedankenlos ihren Müll.

Das hat mir mal wieder gezeigt, wie privilegiert wir eigentlich sind, in jeglicher Hinsicht, und wie sehr Nachhaltigkeit & Umweltschutz eher luxuriös behaftet. Wer es sich leisten kann, verbringt Zeit damit. Umso mehr stehen wir in der Verantwortung, uns zu kümmern, wie ich finde - vor allem erstmal bei uns. Denn die Zahlen sind deutlich: das Privileg bringt mehr Konsum und mehr negativen Impact mit sich.
Zum Vergleich
Mindestlohn in Georgien liegt bei ca. 300€, Durchschnittseinkommen bei 650€. Miete liegt bei mindestens 600€.
Der CO2 Ausstoss von Georgien ist mehr als die Hälfte geringer als der Deutschlands.
Die Lebenshaltungskosten wiederum sind höher als bei uns.

Diese Reise war eine großartige Bereicherung und ich bin sehr dankbar, Teil dieses Netzwerks geworden zu sein.

Ich habe viele Ideen mit nach Hamburg genommen, und es sind verschiedene Projektideen entstanden, die demnächst kundgetan werden!


NEVER STOP WONDERING - AND LEARNING

Sarah Prien 22. Dezember 2023
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